Projektbeschreibung
Das Anglo-American Legal Tradition Projekt (kurz: AALT), das von Robert C. Palmer, Cullen Professor für Geschichte und Recht an der Universität von Houston, und Elspeth K. Palmer, Studentin an der Universität von Texas, ins Leben gerufen und am 3. August 2006 mit der nicht-kommerziellen Lizenzvergabe durch das englische Nationalarchiv (TNA) an die O'Quinn Law Library (Houston) offiziell gestartet wurde, hat das ambitionierte Ziel, die wichtigsten seriellen Rechtsquellen der zentralen englischen königlichen Straf- und Zivilgerichte, der Kanzlei (Chancery) und der englischen Finanzbehörde (Exchequer) – unter Berücksichtigung der Herzogtümer von Lancashire und Cheshire – ab 1217 bis ins Jahr 1650 in digitaler Form kostenlos zur Verfügung zu stellen. Hauptanliegen war, möglichst viele Archivalien zu vertretbaren Kosten zu gut lesbarer Form zu digitalisieren und kostenfrei zugänglich zu machen. Es war nicht das Ziel, perfekte Bilder zu liefern, da dies nicht ohne vorherige konservatorische Maßnahmen durchzuführen gewesen wäre, die allerdings – angesichts des Umfangs des Vorhabens - unbezahlbar gewesen wären..
Die auf der Webseite bereitgestellten Bilder können entweder vollständig heruntergeladen oder online eingesehen werden. Die Webseite bietet somit eine ideale Möglichkeit, bequem und vor allem preiswert an Archivmaterial zu gelangen, dass nur ansonsten nur im englischen Nationalarchiv TNA in Kew einzusehen ist.
Hervorzuheben ist, dass die Webseite nicht prinzipiell auf englisches Material beschränkt ist. Vielmehr besteht die Bereitschaft seitens der Betreiber, Rechtsquellen aus anderen Archiven aufzunehmen, sofern die Bilder (kostenfrei) zur Verfügung gestellt werden.
Beschreibung der digitalisierten Quellen
Die im Rahmen dieses Projektes bereitgestellten Materialien umfassen unter anderem die fast vollständig überlieferten Gerichtsakten des höchsten Common Law Strafgerichtshofs Englands (Court of King’s Bench, KB 27) und des höchsten Common Law Zivilgerichts (Court of Common Pleas, CP 40). Die Akten der King's Bench sind für all diejenigen von Interesse, die sich für Strafprozesse und Kronklagen interessieren. Das Gericht war darüber hinaus Appellationsinstanz für alle Entscheidungen niederer Gerichte (mit wenigen Ausnahmen). In den Gerichtsprotokollen des Court of Common Pleas findet man Zivilklagen, und zwar vornehmlich Land- und Schuldklagen. Beide Quellen sind aber nicht nur aus rechtsgeschichtlicher Sicht interessant, sondern eignen sich zudem auch für Regionalstudien, prosopographische Analysen (u.a. über deutsche und italienische Kaufleute). Daneben bieten die Gerichtsrollen der Reiserichter (itinerant justices' rolls, JUST 1) einen weiteren Einblick in das mittelalterliche englische Justizwesen.
Landverkäufe, die im Rahmen eines nach 1300 in der Regel fiktiven Rechtsstreites erfolgten, wurden dreifach auf einem Pergamentblatt (als Kerbschnitturkunden) festgehalten: zwei Kopien wurden nebeneinander, eine dritte Kopie am unteren Ende des Blattes notiert. Diese dritte Kopie, die sogenannte Feet of Fine, verblieb beim Gericht. Alle Feet of Fines (CP 25/1 für die Zeit vor 1509 werden im Rahmen des Projekts digitalisiert.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Exchequer. Die Memoranda Rolls des Lord Treasurer's Remembrancer (E 368), in denen so unterschiedliche Dinge wie Ernennungsurkunden, Geldstrafen, private Schuldverpflichtungen, Anweisungen (Writs) und Abrechnungen zu finden sind, die Memoranda Rolls und Enrolment Books des King's Remembrancer (E 159), in denen ergänzende Informationen zu finden sind, werden ebenso vom Projekt erfasst wie die Gerichtsakten des englischen Exchequers (E 13), in denen die an den Exchequer zu zahlenden bzw. die dem Exchequer oder der Krone geschuldeten Gelder vermerkt und die von Privatleuten initiierten Prozesse notiert sind.
Die Arbeit der Kanzlei als Gerichtshof kann aufgrund der Chancery orders and decrees (C 33) und
der an die Kanzlei als Billigkeitsgericht gesandten Petitionen (C 1) studiert werden.
Vorgehensweise bei der Digitalisierung
Da die vom Nationalarchiv (The National Archives) erteilte Lizenz es nicht erlaubte, die einzelnen Membranen und Seiten aus den Dokumenten herauszulösen, wurden die Vorder- und Rückseiten der meisten Archivalien separat photographiert und in verschiedene Ordner abgelegt (siehe zum Beispiel http://aalt.law.uh.edu/H4/KB27no555/
Eine Ausnahme bilden die Chancery Petitions (C1) und die Feet of Fines (CP 25/1). Da nicht jedes Dokument aus diesen Reihen einen Dorsalvermerk hat, wäre es zum Beispiel äußerst schwierig, das zu einer Petition gehörende Bild von dem Dorsalvermerk zu finden. Daher sind die Aufnahmen von Vorder- und Rückseite eines Dokuments in einem Ordner zusammengefasst (siehe zum Beispiel http://aalt.law.uh.edu/AALT2/CP25no1/CP25_1_6/)
Benutzung der Ordner
Wenn man die Vorder- und Rückseiten der Archivalien, die in getrennten Ordnern geführt werden, zusammen lesen möchte, sollte man zwei Browser-Fenster öffnen: eines für die Bilder der Vorder-, das andere für die der Rückseiten. Pfeile am oberen und unteren Ende einer jeden Seite ermöglichen das bequeme „Umblättern“ auf die nächste Seite.
In der Regel reichen drei Bilder für eine Membran, doch ist es gelegentlich unumgänglich, wesentlich mehr Aufnahmen zu machen, um alle Informationen auf einer Membran bereitstellen zu können, so zum Beispiel, wenn ein zusätzliches Pergamentblatt eingenäht wurde und dieses beidseitig beschriftet ist.
Wenn dieses Zusatzblatt am Kopfende der jeweiligen Membran angenäht ist, ist das Bild von der Vorderseite im „fronts“ Ordner zu finden, das Bild von der Rückseite im „dorses“ Ordner. Eine Ausnahme von dieser Regel stellen die Rückseiten von auf den Membranen aufgenähten kleineren Pergamentstreifen da. Wenn diese Streifen auf der Vorderseite der Membran aufgenäht sind, findet man alle dazugehörigen Bilder im „fronts“ Ordner. Falls der Streifen auf einer Dorsalseite eingenäht wurde, tauchen alle Ablichtungen im „dorses“ Ordner auf.
Auffinden einer bestimmten Membran oder Seite in einem Dokument
Eine grobe Orientierungshilfe sind die Miniaturansichten, die in Gruppen von 200 (d.h. 200 pro Seite) präsentiert werden, doch helfen sie nicht, eine bestimmte Membran oder Seite innerhalb eines Dokuments schnell zu finden oder eine Membrannummer einfach zu ermitteln. Daher wurden rote und blaue Kärtchen verwendet. Die roten Karten finden bei der Membrannummer 50, 100, 150 etc. Anwendung, die blauen bei der Nummer 10, 20, 30, 40 etc. Auf den Bildern von der Vorderseite von Membranen sind die Kärtchen in der Regel auf dem ersten Bild am unteren Rand zu sehen, das zu der jeweiligen Membran gehört. Das folgende Bild zeigt dann den unteren Teil der Membran 10, 20, 30 etc. (bei den blauen Karten) oder 50, 100, 150 etc. (bei den roten Karten) mit der original Membrannummer. Ein Beispiel hierfür ist http://aalt.law.uh.edu/H6/KB27no663/aKB27no663fronts/IMG_0024.htm und http://aalt.law.uh.edu/H6/KB27no663/aKB27no663fronts/IMG_0025.htm. Diese Bilder zeigen KB 27/633 m 10.
Bei den Bildern von der Rückseite der Membranen finden sich die Karten ebenfalls auf dem ersten Bild am unteren Rand, das darüber hinaus auch noch die – auf den Kopf gestellte - original Membrannummer enthält. Das folgende Bild zeigt entweder denselben Teil der Membran noch einmal (diesmal ohne das Kärtchen wie bei http://aalt.law.uh.edu/H6/KB27no663/bKB27no663dorses/IMG_0269.htm und http://aalt.law.uh.edu/H6/KB27no663/bKB27no663dorses/IMG_0270.htm = beides Bilder von KB 27/633 m 10d obere Hälfte; die untere Hälfte ist auf http://aalt.law.uh.edu/H6/KB27no663/bKB27no663dorses/IMG_0271.htm zu sehen) oder gleich die untere Hälfte der Membran 10d, 20d, 30d etc. bzw. 50d, 100d, 150d etc. (wie bei http://aalt.law.uh.edu/AALT1/E4/KB27no819/bKB27no819dorses/IMG_0320.htm und http://aalt.law.uh.edu/AALT1/E4/KB27no819/bKB27no819dorses/IMG_0320.htm = Bilder von KB 27/819 m 20d obere bzw. untere Hälfte)
Als weitere Hilfe wurden bei einigen Dokumentenreihen, deren Quellen eigens betitelte Unterabteilungen haben wie die Memoranda Rolls (E 159 und E 368) oder die Plea Rolls der King’s Bench (KB 27) rote Kärtchen verwendet, um den Beginn dieser Sektionen anzuzeigen. Diese roten Karten erscheinen am oberen Rand des Bildes (siehe zum Beispiel den Beginn der Rex-Seiten in der Akte KB 27/825 http://aalt.law.uh.edu/AALT1/E4/KB27no824/aKB27no824fronts/IMG_0181.htm)
Bei dem Einlegen der roten und blauen Kärtchen wurde sich an der Originalnummerierung der Membranen orientiert. Einige Dokumente haben eine moderne Nummerierung, die dann als Grundlage genommen wurde. Die Regel war, immer die am besten sichtbare Nummerierung zu berücksichtigen, um den Leser eine bestmögliche Orientierungshilfe zu geben.
Zum besseren Verständnis der Vorgehensweise wurde hier für ein Dokument (KB 27/593) eine Konkordanz erstellt.
KB 27/593 Trinity 10 Henry IV (1409) |
|||
image number fronts |
membrane |
image number dorses |
membrane |
3,4 |
1 |
202,203 |
1d |
5,6 |
2 |
204,205 |
2d |
7,8 |
3 |
206,207 |
3d |
9,10,11 |
4 |
208,209,210 |
4d |
12,13 |
5 |
211,212 |
5d |
14,15 |
6 |
213,214 |
6d |
16,17 |
7 |
215,216 |
7d |
18,19 |
8 |
217,218 |
8d |
20,21 |
9 |
219,220 |
9d |
22,23 |
10 |
221,222,223,224 |
10d |
24,25 |
11 |
225,226 |
11d |
26,27 |
12 |
227,228 |
12d |
28,29 |
13 |
229,230 |
13d |
30,31 |
14 |
231,232 |
14d |
32,33 |
15 |
233,234 |
15d |
34,35 |
16 |
235,236 |
16d |
36,37 |
17 |
237,238 |
17d |
38,39 |
18 |
238 |
18d |
40,41 |
19 |
240,241 |
19d |
42,43 |
20 |
242,243,244 |
20d |
44,45 |
21 |
245,246, 247 |
21d |
46,47 |
22 |
248,249 |
22d |
48,49 |
23 |
250,251 |
23d |
50, 51 |
24 |
252,253,254 |
24d |
51a,52 |
25 |
255,256 |
25d |
53,54 |
26 |
257,258 |
26d |
55,56 |
27 |
259,260 |
27d |
57,58 |
28 |
261,262 |
28d |
59,60 |
29 |
263,264 |
29d |
61,62 |
30 |
265,266,267,268 |
30d |
63,64 |
31 |
269,270 |
31d |
65,66 |
32 |
271,272 |
32d |
67,68 |
33 |
273,274 |
33d |
69,70 |
34 |
275,276 |
34d |
71,72 |
35 |
277,278,279 |
35d |
73,74 |
36 |
280,281 |
36d |
75,76 |
37 |
282,283 |
37d |
77,78 |
38 |
284,285 |
38d |
79,60 |
39 |
286,287 |
39d |
81,82 |
40 |
288,289,290 |
40d |
83,84 |
41 |
291 |
41d |
85,86 |
42 |
292,293 |
42d |
87,88 |
43 |
294,295 |
43d |
89,90 |
44 |
296,297,298 |
44d |
91,92 |
45 |
299,300 |
45d |
93,94 |
46 |
301,302 |
46d |
95,96 |
47 |
303,304 |
47d |
97,98 |
48 |
305,306 |
48d |
99,100 |
49 |
307,308 |
49d |
101,102 |
50 |
309,310,311 |
50d |
103,104 |
51 |
312,313 |
51d |
105,106 |
52 |
314,315 |
52d |
107,108 |
53 |
316,317 |
53d |
109,110 |
54 |
318,319 |
54d |
111,112 |
55 |
320,321,322 |
55d |
113,114 |
56 |
323,324 |
56d |
115,116 |
57 |
325,326 |
57d |
117,118 |
58 |
317,328 |
58d |
119,120,121 |
59 |
329,330 |
59d |
122,123 |
60 |
331,332 |
60d |
124,125 |
61 |
333,334 |
61d |
126,127 |
62 |
335,336 |
62d |
128,129 |
63 |
337,338 |
63d |
120,131 |
64 |
339,340 |
64d |
132,133 |
65 |
341,342 |
65d |
134,135 |
66 |
343,344 |
66d |
136,137 |
67 |
345,346 |
67d |
138 |
68 |
347 |
68d |
139 |
69 |
348,349 |
69d |
140,141 |
70 |
350-351 |
70d |
142,143 |
71 |
352,353 |
71d |
144,145 |
72 |
354 |
72d |
146,147 |
73 |
355,356 |
73d |
148, 149 |
fines |
357 |
fines |
150, 151 |
1 Rex |
358,359 |
1d Rex |
152,153 |
2 Rex |
360,361 |
2d Rex |
154 |
3 Rex |
362,363 |
3d Rex |
155,156 |
4 Rex |
364,365 |
4d Rex |
157, 158 |
5 Rex |
366,367 |
5d Rex |
159,160 |
6 Rex |
368,369 |
6d Rex |
161, 162 |
7 Rex |
370,371,372 |
7d Rex |
163, 164,165 |
cont. of 7 Rex |
373 |
cont. |
166,167 |
8 Rex |
374,375 |
8d Rex |
168,169 |
9 Rex |
376,377 |
9d Rex |
170,171 |
10 Rex |
378,379,380 |
10d Rex |
172,173 |
11 Rex |
381,382 |
11d Rex |
174,175 |
12 Rex |
383,384 |
12d Rex |
176,177 |
13 Rex |
385,386 |
13d Rex |
178,179 |
14 Rex |
387,388 |
14d Rex |
180,181 |
15 Rex |
389,390 |
15d Rex |
182,183 |
16 Rex |
391,392 |
16d Rex |
184,185 |
17 Rex |
393,394 |
17d Rex |
186,187 |
18 Rex |
395,396 |
18d Rex |
188,189 |
19 Rex |
397,398 |
19d Rex |
191,192 |
20 Rex |
399,400,401,402 |
20d Rex |
193, 194,195, 196 |
cont. 20d Rex |
|
|
197,198 |
21 Rex |
403,404 |
21d Rex |
199,200 |
Attorneys |
405,406,407 |
Attorneys |
Bei den besonders umfangreichen Dokumenten wird eine weitere Orientierungshilfe bereitgestellt, die als Ergänzung zu den roten und blauen Kärtchen gedacht sind, und zwar Miniaturansichten, die in Rot die Zahlen 50, 100, 150 enthalten. Dies erspart, die roten Kärtchen zu zählen. Diese neue Navigationshilfe wurde gerade erst entwickelt und ist daher erst bei wenigen Dokumenten enthalten. Für ein Beispiel siehe navigation marker sample. Falls jemand dabei helfen möchte, diese roten Miniaturansichten bereitzustellen, möge er/sie sich an rpalmer@uh.edu wenden.
Download Information
Die Webseite erlaubt zwei Zugriffsmöglichkeiten: die Bilder sind sowohl online einzusehen als auch herunter zu laden (Einzelbilder oder ganze Dokumente). Falls man sich für das Herunterladen der Dokumente entscheidet, braucht man dazu ftp Software, die kostenlos im Netz zu erhalten ist. Man findet sie, wenn man das Stichwort „free ftp software“ eingibt.
Der Benutzername ist AALT, das Passwort ist openaccess4u, und der ftp host Name ist aalt.law.uh.edu.
Man sollte sich vor dem Herunterladen vergewissern in welchem Ordner (Hauptordner AALT oder einer der Unterordner AALT/AALT1, AALT/AALT 2 etc.) das Dokument abgelegt ist, das man herunterladen möchte.
Zitierweise
Bei einer auf diese Webseite gestützten Publikation wäre in der ersten Fußnote auf die Webseite hinzuweisen, etwa in dieser Form: Archivalien, die sich im englischen Nationalarchiv befinden (TNA) werden nach dem von Robert C. Palmer und Elsbeth K. Palmer zusammengestellten Digitalarchiv „The Anglo-American Legal Tradition“ (aalt.law.uh.edu), kurz AALT, zitiert.
Eine konkreter Beleg sähe dann wie folgt aus: „CP40/355 AALT 4180 (1348), http://aalt.law.uh.edu/E3/CP40no355/bC40no355mm1dto100d/IMG4180.JPG“. Der Vorteil dieser Zitierweise bei Internetpublikationen liegt auf der Hand.
Weitere Hilfsmittel
Neben der Bereitstellung eines umfangreichen Digitalarchivs bietet die Webseite auch eine
Anleitung zur Paläographie mit Beispielen aus lateinischen und englischen Quellen und erläutert, wie
Gerichtsprotokolle zu lesen sind. Es ist somit auch für die Lehre zu benutzen